14.12.2024

Hey du,

das wird der erste Eintrag meines Online-Tagesbuches. Ich weiß noch nicht so recht wie ich beginnen soll und wie man so etwas schreibt, aber ich werde es hier mit der Zeit hoffentlich herausfinden.

Die letzten Wochen und Monate meines Lebens waren ein permanentes Auf und Ab & jetzt am Ende des Jahres weiß ich gar nicht mehr wo ich überhaupt stehe und wer ich eigentlich bin. Was möchte ich in diesem Leben eigentlich? Und wer möchte ich sein? Anfang Dezember wurde ich von meiner Arbeitsstelle gekündigt aus betriebswirtschaftlichen Gründen, obwohl ich doch extra Mitte August wegen dieses Jobs über 4 Stunden von meiner Heimat in ein anderes Bundesland gezogen bin. Na klar ist das kein Weltuntergang, Arbeit findet man in Deutschland mittlerweile an jeder Ecke, aber es hat dennoch unendlich geschmerzt. Ich weiß selbst gar nicht so richtig wieso überhaupt, denn es ist ja "nur" ein Job, aber ich liebe meine Arbeit & ich habe in diesem Unternehmen Familie und Freunde gefunden. Ich habe das Gefühl mit Anfang 20 vor dem absoluten Nichts zu stehen, ich fühl mich leer und unwissend. Ich würde mich gerne wieder bewerben, aber wofür? Nochmals für die gleiche Branche? Für den Job den ich gelernt habe und für den ich allein hier her gezogen bin? Oder will ich doch lieber etwas anderes ausprobieren & falls ja, was liegt mir und macht mir Spaß?

Sollte man sich in so einer Situation eine Auszeit nehmen um sich selbst zu finden oder sollte man keine Zeit verlieren und gleich weiter machen?

Ich weiß das ich für diese Kündigung nicht verantwortlich bin & dennoch schäme ich mich dafür meine Arbeit verloren zu haben und habe Angst vor den nächsten Wochen. Keine Angst davor keinen neuen Job zu finden, eher Angst vor einer Geldnot, Angst was andere Leute über einen denken und sagen. Ich fühl mich nutzlos und aussortiert.

Alle Worte meiner Arbeitskollegen und Freunde prallen an mir ab, ich habe das Gefühl nichts und niemanden an mich ranlassen zu können. Ich weiß gar nicht recht wie ich mich eigentlich fühlen soll. Jegliche Fremd- und Eigenmotivation schlägt fehl. Natürlich weiß ich das es anderen Menschen auf dieser Erde noch schlechter geht, aber egal was ich mir auch sage, dieser Schmerz in meinem Herzen wird nicht kleiner. Wie kann es nur sein, das sich diese Jobsituation anfühlt wie eine Trennung?

15.12.2024

Hey du,

tatsächlich bin ich heute ziemlich produktiv gewesen. Ohne Arbeit hab ich das Gefühl ich hätte unendlich Energie. Ich habe Dinge gemacht für die ich davor weder Kraft noch Lust gehabt hätte. Ich hab immer gedacht ohne Arbeit gehe ich unter, ohne Arbeit bin ich nichts. Ich habe gelebt für diesen Job, dieser Job hat mich zu 80% ausgefüllt, aber jetzt fühl ich mich viel mehr wie ich. Ich hab das Gefühl frei zu sein, ich hab das Gefühl mich weiterentwickeln zu können, weiter wachsen zu können. Natürlich habe ich noch Angst vor den nächsten Wochen, aber es wird weniger. Ich würde gerne eine Weltreise machen, ich würde mir gerne wieder einen Hund holen und ein bisschen spiele ich mit dem Gedanken mich für einen total langweiligen, halbtags Bürojob zu bewerben einfach um mehr Zeit für mich zu haben und eventuell für einen Hund. Wir haben alle nur dieses Leben, wir haben alle wenn es gut geht 80 Jahre auf dieser Erde & das habe ich die letzten Monate und Jahre ziemlich oft vergessen. Es erschreckt mich wenn ich daran denke das ich wirklich nur für die Arbeit gelebt habe. Das einzige was mich jeden Tag angetrieben hat war schneller, smarter, effizienter, einfach besser als meine Arbeitskollegen zu sein. Ich wurde von einem Wettkampf gegen meine Mitmenschen angetrieben und motiviert. Arbeiten zu gehen ist definitiv wichtig für unser Leben, aber sollten wir uns so infiltrieren lassen, sollte sie uns wirklich so wichtig sein? So wichtig das wir nur noch unseren Erfolg im Kopf haben & es uns gefällt anderen bei Fehlern und eventuell sogar beim Scheitern zu zusehen?

Natürlich ist Zielstrebigkeit und Ehrgeiz etwas lobenswertes, aber wieso verlieren dabei so viele Menschen in diesem Tunnel ihre Menschlichkeit und sich selbst? Und kann man diese 3 Eigenschaften wirklich auf Dauer miteinander vereinen? Verpassen wir nicht so viel von diesem Leben, wenn wir nur nach Beförderungen, mehr Geld, Anerkennung & Lob (von anderen) streben? Wieso ist es uns Menschen so wichtig Karriere zu machen? Welchen Mehrwert haben wir eigentlich davon einmal in diesem Leben ein Chef zu sein? Na klar ist man dann kein "Untergebener" mehr, aber ist das wirklich so wichtig? Wichtiger als zu Reisen, nach der großen Liebe zu suchen, mit Freunden & Familie zusammen zu sein, nach Freude, Erfüllung und Erfahrungen zu suchen? Für viele Menschen ist die Kariere die Erfüllung ihres Lebens, aber so richtig kann ich das nicht verstehen.

 

 

 

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